Rote Bank in Odessa gegen Gewalt an Frauen
Vor einem Kinderheim in Odessa in der Ukraine steht eine rot angestrichene Bank. Sie ist ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen. Dort hingestellt hat sie ein Oensinger: Der italienischstämmige Massimo Santucci ist Gründer der «Associazione Europea Vittime delle Violenza» (AEVV), der Europäischen Stiftung für Opfer von Gewalt. In Olten betreibt er das Restaurant Olivo.
Die rote Bank als Symbol ist 2015 in der Türkei entstanden. Damals wurde eine Türkin von ihrem Ex-Mann getötet, und Aktivisten malten die Bank rot an, auf der die Frau immer gesessen hatte. Nun stehen solche Sitzbänke in verschiedenen Städten auf der Welt. Auch in Bern und in Olten steht jeweils eine, sie wurden auch von Massimo Santucci aufgestellt.
Jene in Odessa hat er imApril hingebracht. Das Kinderheim, vor dem die Bank steht, sei eigentlich ein Heim für Kinder mit Behinderungen, erzählt Santucci. Doch seit dem Krieg nimmt das Heim auch Waisen und Frauen mit Kindern auf. Deshalb passe der Ort gut.
Bei der Reise nach Odessa brachten Santucci und Freunde von ihm auch einen Personenbus zum Kinderheim. «Dann kauften wir in Odessa die Bank und malten sie gemeinsam mit dem Hausmeister des Kinderheims rot an», erzählt er.
Fussballspiel fürAugenprojekt
Sowohl mit seiner Stiftung als auch privat organisiert Santucci regelmässig Projekte. Für private Projekte spenden er und andere Mitglieder der Stiftung manchmal Geld. Und um Geld für die Stiftung zu sammeln, organisieren sie Benefizveranstaltungen. Eine war das Fussballspiel in Olten im Mai, an dem der Kantonsrat, die Kantonspolizei und auch Gastmannschaften aus Italien mitspielten. Die Spenden ausdiesem Anlass gingen lautSantucci an ein Projekt, bei dem Augenärzte gratis Augenoperationen an praktisch erblindeten Menschen in Mexiko durchführen.
Santucci hat eine persönliche Motivation für sein Engagement gegen Gewalt an Frauen: Er hat sie selbst als Kind in seiner Familie erfahren. «Ich hatte eine starke Mutter, die mit mir von meinem Vater weg und in die Schweiz gegangen ist», erzählt er. Als seine Mutter später an Demenz erkrankte, kümmerte sich Santucci bis zu ihrem Tod um sie.
Später gründete er mit einem Freund zusammen die AIVV, die «Associazione Italiana Vittime delle Violenza». Von diesem italienischen Verband für Opfer von Gewalt war er bis März 2023 Präsident, dann gründete er das europäische Pendant. «In der Schweiz ist die Gleichberechtigung sehr weit. Dafür muss man dankbar sein», sagt Santucci. «Und so möchte ich etwas davon auch weitergeben an Orte, wo es für Frauen, die Gewalt erleben, noch schwieriger ist.»
Die Einstellung könne sich überall noch verbessern: «Frauen haben ihre Freiheit und wollen nicht nur in der Küche stehen. Und Männer müssen das jetzt langsam mal begreifen», sagt Santucci.
Schwierig, weil er einMann sei
2021 finanzierte die AIVV die Eröffnung eines Frauenhauses in der Provinz Sondrio. Um Unterstützung dafür von der Kirche zu erfragen, traf Santucci damals den Papst. Seitdem hat er den Papst noch fünf weitere Male getroffen. «Er wollte immer wissen, wie es mit dem Frauenhaus weitergegangen ist», sagt der Oensinger. Bei ihrem letzten Treffen im Mai 2024 hätten sie auch über das Mexiko-Projekt gesprochen.
Die Arbeit für die Stiftung sei oft auch schwierig: «Viele Frauenvereinigungen wollen nicht mit einem Mann verhandeln», sagt Santucci. «Sie sagen, das sei nicht mein Thema.» Santucci finde das die falsche Herangehensweise: «Klar bin ich keine Frau, aber ich war als Kind auch Opfer von Gewalt. Und damit man etwas verändern kann, müssen alle Parteien einbezogen werden, auch die Männer.»
Neben dem Mexiko-Projekt ist Santucci noch an weiteren Projekten dran. Wie in Odessa mit dem Personenbus möchte er einen Krankenwagen an Gaza spenden. Das könne allerdings schwierig werden, weil Israel kaum etwas über die Grenze lasse. Und weiter möchte er den Anstrich der roten Bänke in Bern und Olten auffrischen. «Damit man sie a